Meweshof



1732 erbaut - Ecke Zur Mühle/Laurentiusstrasse. Seit 18. April 2005 Denkmalgeschützt - Nr. Z 003.
Besitzer: Dr. med. Heinrich & Irmgard Gerards

Obwohl Buchholz doch recht überschaubar ist, haben wir hier im Dorf drei denkmalgeschützte Gebäude, die "bedeutend für die Geschichte des Menschen, für Städte und Siedlungen und für die Geschichte der ländlichen Arbeits- und Produktionsverhältnisse" sind. So das Landesamt für Denkmalschutz NRW.

Eines dieser kultur-historisch bedeutenden Gebäude ist der Meweshof, der an der Kreuzung von der Laurentiusstrasse und Zur Mühle liegt. Die wahrscheinlich im Jahr 1732 erstmals erbaute Hofanlage wurde langsam seit 2005 aus ihrem Dornröschenschlaf wach geküsst. Der Internist Heinrich Gerards, der auf dem Hof geboren wurde und aufgewachsen ist, hat in jahrelanger Arbeit den Hof wieder saniert und so hergestellt, dass er nicht nur den hohen Anforderungen der Denkmalschutzbehörde entspricht, sondern zu einem wohnlichen Heim für Mieter geworden ist.

Zusammen mit seinem Freund Jupp Wild und dem Viersener Architekten Martin Breitenbach hat Herr Dr. Gerards in mühevoller Kleinarbeit und nach ausführlicher Recherche alter Bautechniken, den Hof wieder zu einem Prunkstück in unserem Dorf gemacht. Die Sanierung verlief meist an den Wochenenden und wurde mit Materialien und Techniken durchgeführt wie sie zur Zeit der Erbauung des Hofes vor mehr als 200 Jahren gängig waren. Altes sollte so gut wie möglich erhalten werden und der bäuerliche Charakter des Hofes erhalten bleiben, ohne auf den modernen Komfort der heutigen Lebensweise zu verzichten. Alte Türen, Schlösser und Deckenbalken wurden erhalten, während das Haus komplett Wärme gedämmt wurde und mit neuester Heiztechnik (Holzpellet Heizung und Photovoltaikanlage) ausgestattet wurde. Mit dieser Kombination aus Alt und Neu hat Herr Dr. Gerards nicht nur wieder Leben in das alte Gemäuer eingehaucht, er hat neuen und interessanten Wohn- und Lebensraum geschaffen.

Seit Ende des Jahres 2012 ist der Meweshof wieder bewohnt. Zwei Haus im Haus Wohnungen und ein Atelier sind nun in der alten Hofanlage zu finden und auch der alte Obstbongert hinter dem Hof beherbergt wieder alte Apfel- und andere Obstbäume. Das Atelier wird bald seine Tore öffnen, denn Frau Irmgard Gerards, eine ehemalige Kunstlehrerin und nun Hobbymalerin, will dort ihre Werke ausstellen und so die Hofanlage für die Bürger und Bürgerinnen Buchholz öffnen.

In diesem Jahr bewarb sich Herr Dr. Gerards beim Rheinischen Denkmalpreis und obwohl es leider nicht für einen ersten Platz gereicht hat, wurde der Meweshof gemeinsam mit drei anderen Bauwerken von NRW-Stadtentwicklungsminister Michael Groschek mit einer Urkunde geehrt. Dieser Ehrenpreis ist das Sahnehäubchen auf einem Lebenswerk, welches nun nicht nur unser Dorf verschönert, sondern auch Moderne und Historie wunderbar und im Einklang verbindet.

Nachdem die Hofanlage fertig ist, möchte Herr Dr. Gerards nun die Geschichte des Hofes weiter erforschen. Dass der Hof sehr wahrscheinlich um 1732 erbaut wurde ist bekannt. Auch wie die Hofanlage zum heutigen Namen kam, wurde überliefert. Der Großvater von Herrn Gerards, der den Hof im 19. Jahrhundert kaufte, hieß mit Vornamen Bartholomäus und in unserer Region wurde so ein Name meist immer abgekürzt. So wurde aus Bartholomäus das plattdeutsche "Mövess" oder "Mävess", was dann zum heutigen Mewes wurde. Was zuvor mit der Hofanlage war, wer dessen Besitzer und Erbauer waren, darüber möchte Herr Dr. Gerards nun mehr in Erfahrung bringen. Wir sind überzeugt, er wird dabei genauso ein sicheres Händchen haben, wie bei der Sanierung des Hofes.

An dieser Stelle möchten wir noch mal einen herzlichen Glückwunsch an die Familie Gerards richten, für die Ehrenurkunde!


Teilbeschreibung der Denkmalschutzbehörde


Die Hofanlage liegt unmittelbar südlich des Einmündungsbereiches der Straße "Zur Mühle" in die Laurentiusstraße. Die dreiseitige Backstein- / Fachwerkhofanlage, die vierte Seite modern mit einer KS-Mauer geschlossen. Giebelständiges, zweiachsiges und zweigeschossiges Wohnhaus mit einer für ein Gebäude dieses Alters bemerkenswert großen lichten Raumhöhe im EG des Wohnhaus. Nachträgliche Abschleppung an der Westtraufe unter angehobenem Dach mit abgesenkter Deckenbalkenlage über dem EG und daher niedrigeren Raumhöhen. Krüppelwalmdach an der Straßenseite, Eindeckung erneuert (Rheinlandziegel). Im rechten Winkel dazu schließt das Torhaus mit zur Straße unbefenstertem Stallgebäude unter Tonziegeldach (Rheinlandziegel) an.

Den Innenhof begrenzt, parallel zum Wohnhaus stehend, die große Durchfahrtsscheune unter Satteldach, die eine provisorische Eindeckung aus Onduline-Platten trägt. An sie schließt sich nach Süden der ehemalige zweiständige Pferdestall unter Pultdach an. Wohnhaus: Straßenseitige Giebelwand in Backstein, vermutlich nachträglich vor den Fachwerkgiebel vorgeblendet. Maueranker datieren den Giebel auf das Jahr 1732. Der flach aufgeputzte Spritzsockel reicht fast bis zur Unterkante der Sohlbänke (Ziegelrollschicht) der EG-Fenster. Im EG liegen zwei stichbogige Stulpflügelfenster mit Oberlichtern, sie können durch zweiteilige Schlagläden geschlossen werden. Rechts außen in der Abschleppung ist eine weitere, aber nachträglich vermauerte Fensteröffnung ablesbar. Darüber folgt ein geschosstrennendes Gesims, das aufwändig als "Deutsches Band" gestaltet ist. Im OG liegen drei kleinere stichbogige, einflügelige Sprossenfenstern mit einteiligen Schlagläden. Darüber wieder ein geschosstrennendes Gesims, ebenfalls als "Deutsches Band" gestaltet.

Im DG zwei kleine Stichbogenfenster mit Sprossenflügeln zur Belichtung des Dachraums. Der Giebel schließt mit "holländischen Dreiecken" zu den Dachflächen ab. Die äußere Traufwand der Abseite ist in Backstein ausgeführt mit vier Stichbogenfenstern und jeweils zweiteiligen Schlagläden. Die hofseitige Traufwand besteht aus Ständer- / Riegelfachwerk, die durchgezapften Ankerbalken sind durch Zapfenschlösser mit jeweils einem Keil gesichert. Die liegenden Gefache werden von auffallend starken Hölzern gebildet. Die starken Ständer sind von langen geschweiften Streben, die über ein Stockwerk hinausreichen, ausgesteift. Geschützt ist die Fachwerkwand durch einen weiten Dachüberstand. Die Fensteröffnungen im EG der Hofwand sind größtenteils ohne Rücksicht auf Maßstäblichkeit modern vergrößert.

Erhalten blieb eine schöne Tür des 19. Jh., die in den zentral gelegenen und repräsentativ gestalteten Hausflur großzügigen Zuschnitts überleitet. Beidseitig des Flurs Wohnräume, an der Straße die gute Stube bzw. zur anderen Seite die Stube und die Küche. Vom Flur aus führt eine steile Holztreppe mit gedrechselten Balustern und Handlauf ins OG. Holzfüllungstüren, zur guten Stube mit Glaseinsatz. Zwei hohe Gewölbekeller aus Backsteinen, von der Hofseite aus durch je einen Zugang erschlossen. In dem an der Straße gelegenen Keller blieb der alte und mit der Hofpumpe verbundene Brunnenschacht erhalten. An der Hausecke ist eine kleine Nische mit Madonna und inschriftlicher Datierung "1852" angeordnet. Wirtschaftsgebäude: An das von einem doppelflügeligen Tor verschlossene Torhaus grenzt der ehemalige Kuhstall an, der nachträglich zu einem Schweinestall umgebaut wurde. Die straßenseitige Außenseite ist unten in Backstein und ohne Fenster, oben als Fachwerkkonstruktion mit Ziegelgefachen gestaltet.

Die Hofseite ist in Fachwerk mit weitem Dachüberstand ausgeführt, wobei das EG einem modernen Zementverputz zeigt. Ursprünglich besaß der Stall hier drei Zugänge, von denen jedoch nur der Mittlere erhalten blieb. Im OG befinden sich ehemalige Bergeräume, die über eine Luke mit dem Hof verbunden sind. Die Quertennenscheune besitzt Fachwerk-Außenwände, die mit Backsteinen ausgemauert sind. Das Innengerüst aus Eichen- und Fichtenholz ist weitgehend komplett erhalten. Ein weiter Überstand des mit Onduline-Platten eingedeckten Satteldaches schützt die Fachwerkkonstruktion. Markant die beiden großen zweiflügeligen Tore, die auf die Mitteltenne führen, zu deren Seiten sich die Bergeräume befinden.

Auf der Hofseite wird das quergeteilte Tor beidseitig durch je eine kleine Tür flankiert, die zu ehemaligen Kleinviehställen im EG leiten. Der aus Ziegelsteinen erbaute Pferdestall ist jüngerer Entstehung und bot zwei Pferden Platz. Sein Pultdach fällt zur südlichen Streuobstwiese steil ab. In der Mitte des Innenhofes wurde die ehemalige Mistlege entfernt.

Das Objekt ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, für Städte und Siedlungen und für die Geschichte der ländlichen Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Für seine Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, insbesondere architekturgeschichtliche, orts- und siedlungsgeschichtliche sowie städtebauliche Gründe vor.

Medienberichte


Meweshof: Reiz des Alten bewahren
von Barbara Grofe RP online

Meweshof-Sanierung: Beinahe wie vor 200 Jahren
von Klaus Pillen WZ Online

Auszeichnung für den Meweshof
von Florian Rinke PR online

Fotoquellen: Jörg Knappe für WZ Online
Käthe und Bernd Limburg, www.limburg-bernd.de / CC-BY-SA-3.0


Autor: Una Geiger
Quellen: RP Online, WZ Online, Denkmalschutzbehörde Beschreibung Denkmal Nr. Z 003